Was genau mache ich hier?
Das IBZ hat im Jahr 2023 an einer Ausschreibung der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) teilgenommen. Gegenstand dieser Ausschreibung war die Förderung migrantisch-diasporischer Organisationen in Deutschland und in ausgewählten Ländern. Mithilfe der GIZ wurde uns der Kontakt zu Crea Tu Espacio in Cuenca vermittelt, eine NGO die sich hier vor Ort besonders für Migrant*innen und die ländliche Bevölkerung einsetzt. Gemeinsam haben wir an der Ausschreibung teilgenommen und unser Projekt wurde ausgewählt.
Während meiner Zeit hier fand auch die Eröffnung des Projektes statt. Hierzu kamen Vertreter*innen der GIZ in Ecuador, die sich vor Ort ein Bild machen. Auch waren verschiedene Lokalpolitiker*innen anwesend. Das Projekt wurde von allen Anwesenden positiv wahrgenommen. Mitte Januar wurden die Geräte, die im Rahmen des Projektes für die Frauen in Biblián angeschafft wurden, zum Verband gebracht. Neben verschiedenen kleineren Geräten wie Hacken oder Kisten konnte auch ein Motorpflug angeschafft werden. Zum Vergleich: zuvor mussten die Frauen die Felder per Hand bestellen oder aber einen Bullen zum Feld bringen, der den Pflug zog. Dies konnten mehrere Tage dauern. Mit dem Motorpflug kann man ein Feld in wenigen Stunden komplett bestellen. In anschließenden Terminen wurden die Frauen praktisch im Umgang mit den Geräten geschult und konnten auch neues Wissen über Anbaumethoden, Dünger, Ernte und Verkauf und Verpackung ihrer Produkte in diversen Workshops erlernen. Ebenfalls konnte ein eigens für den Frauenverband eingerichteter Raum mitsamt Computer und Bestuhlung fertiggestellt werden – vorher mussten sie sich in verschiedenen Räumen des Rathauses treffen, die leider nicht immer frei waren. Auch die Frauen in Azogues, die verschiedenes Kuntshandwerk aus Toquilla-Stroh herstellen, konnten im Rahmen des Projektes Zugang zu neuen digitalen Ressourcen gegeben werden. Auch wird für sie ein neuer Verkaufsraum gebaut, in dem sie ihre Produkte, die sie in nachhaltiger Handarbeit, die sie von Ihren Eltern und Großeltern erlernt haben, verkaufen können. Somit bleibt ein Stück lokaler Kultur erhalten, da die Produkte des Frauenverbandes nicht wirklich mit den günstigeren und auch qualitativ schlechteren Importprodukten mithalten können. Auch hier wurde das Projekt sehr positiv aufgenommen. Während meiner Zeit unterstützte ich die Partnerorganisation in verschiedenen Rollen, so war ich sowohl bei der Auslieferung der Geräte, als auch bei den Eröffnungen und bei sonst anfallenden Projektbezogenen Arbeiten dabei. Des Weiteren war ich als Repräsentant des IBZ vor Ort und stand bei Fragen zur Verfügung. Von der GIZ wurde auch ein Kamerateam und verschiedene Interviewer beauftragt, die viele Prozesse dokumentierten und unter anderem auch mich interviewt haben.
Welche Schwierigkeiten gibt es?
In Ecuador laufen viele Dinge nicht so, wie wir es aus Deutschland kennen. Ein Hauptunterschied ist, dass sich hier sehr viel spontan regeln und klären lässt. Wird beispielsweise morgen früh ein bestimmtes Möbelstück benötigt, kann Kauf und Lieferung problemlos am Nachmittag vorher erfolgen. An diese Spontanität musste ich mich erst gewöhnen. Auch dauern verschiedene administrative Prozesse sehr lange – daran musste ich mich nicht wirklich gewöhnen, weil es in Deutschland da ja leider ähnlich aussieht.
Ein weiterer Punkt ist, dass die politische Stimmung in Ecuador aktuell eher aufgeheizt ist. Das hängt damit zusammen, dass Anfang Februar Wahlen waren, die kein Kandidat für sich entscheiden konnte, sodass es im April zu einer Stichwahl kommen wird. Hauptthema des Wahlkampfs ist die aktuell ausufernde Gewaltwelle und stark gestiegene Mordrate, vor allem in den Küstenregionen. In Cuenca und Umgebung, wo ich meistens unterwegs war, ist es relativ ruhig, aber auch dort hat sich die Lage verschlechtert. Grund dafür sind schwächelnde Institutionen und der wachsende Einfluss von nationalen und internationalen Drogenkartellen, die Ecuador als Transitland nutzen. Dadurch, das die größten Häfen an der Küste liegen, konzentriert sich die Gewalt auch dort. Die politischen Lager bieten verschiedene Lösungen für das Problem an (z.B. „Harte Hand“ oder Ursachenbekämpfung), sind aber unter sich teilweise stark verfeindet, sodass es zu Negativkampagnen und politischen Grabenkämpfen kommt.
Ein weites Problem war, dass es Ende 2024 vergleichsweise sehr wenig geregnet hat. Neben Bränden (wie z.B. im Nationalpark Cajas) hatte dies zur Folge, dass das Land viel zu wenig Strom hatte, denn ein großer Teil des Stroms Ecuadors wird über Wasserkraft bezogen. Durch den fehlenden Regen führten die Flüsse so wenig Wasser, dass die Generatoren nicht richtig arbeiten konnten. Um das Problem anzugehen, wurde der Strom rationiert. So war teilweise pro Tag nur für wenige Stunden Strom verfügbar. Dadurch, dass es im Januar 2025 mehr geregnet hatte, konnte die Stromversorgung wiederhergestellt werden. Das Projekt hat sich durch die Rationierungen verzögert, da die Kollegen in Cuenca vor Ort teilweise wochenlang innerhalb der Arbeitszeit keinen Strom und somit auch kein Internet hatten.