Heute vor einem Jahr geschah ein rassistischer Anschlag in Hanau. An dieser Stelle wollen wir einen Rückblick auf eine ganze Reihe radikaler, rechtsextremer und antisemitischer Anschläge in Deutschland werfen.
Wir sagen ein klares „Nein“ zur Ausbreitung von Hass, Hetze, Rassismus und aller anderen Arten von Menschenfeindlichkeit.*
19. Februar 2020: Hanau
Neun Menschen mit Migrationshintergrund werden in zwei Shisha-Bars erschossen, mehrere davon sollen kurdischer Herkunft sein. Tatverdächtig ist der 43 Jahre alte Tobias R., den die Ermittler später tot auffinden. Offenbar tötete er auch seine Mutter. R. soll laut Bundesanwaltschaft aus fremdenfeindlichen Motiven gehandelt haben.
9. Oktober 2019: Halle
Am höchsten jüdischen Feiertag Jom Kippur will ein schwerbewaffneter Deutscher eine Synagoge stürmen. Eine schwere Holztür verhindert ein Blutbad. Vor der Festnahme erschießt der 27-Jährige zwei Unbeteiligte. Er gesteht rechtsextreme und antisemitische Motive. Polizisten sichern den Tatort vor der Synagoge in Halle: Ein Attentäter hatte versucht, in das jüdische Gotteshaus einzudringen. (Quelle: Archivbild/Lutz Winkler/imago images)
2. Juni 2019: Kassel
Der Kasseler Regierungspräsident Walter Lübcke wird zu Hause auf seiner Terrasse erschossen. Mutmaßlicher Todesschütze ist der Rechtsextreme Stephan E. Motiv für den Mord sind vermutlich Äußerungen Lübckes aus der Zeit der Flüchtlingskrise 2015.
22. Juli 2016: München
Am Olympia-Einkaufszentrum erschießt ein 18-Jähriger neun Menschen und sich selbst. Die meisten Opfer sind Jugendliche mit südosteuropäischen Wurzeln. Der Täter kannte seine Opfer nicht, wählte sie aber offenbar aufgrund ihres Aussehens aus. Die Waffe hatte er sich im sogenannten Darknet besorgt. Mehr als drei Jahre nach der Tat und auf Grundlage mehrerer Gutachten stuften die Ermittler die Morde vergangenes Jahr als rechtsextremen Anschlag ein.
Polizisten halten am Stachus in München Wache: Am Tag des Anschlags am Olympia-Einkaufszentrums lösten Falschmeldungen über weitere Angriffe in mehreren Stadtteilen Panik aus. (Quelle: Archivbild/Sachelle Babbar/ZUMA Press/imago images)
17. Oktober 2015: Köln
Ein Rechtsextremist greift die Kölner Oberbürgermeisterkandidatin Henriette Reker mit einem Messer an und verletzt diese sowie eine neben ihr stehende Frau schwer. Auslöser soll Unzufriedenheit mit Rekers Flüchtlingspolitik gewesen sein.
April 2007 bis September 2000: Heilbronn, Nürnberg, Hamburg, Rostock, Kassel, München
Mit einem gezielten Kopfschuss wird die Polizeivollzugsbeamtin Michèle Kiesewetter getötet, ein weiterer Polizeibeamter wird lebensgefährlich verletzt. Erst 2011 wird bekannt, dass die Tat der Mordserie der neonazistischen Terrorgruppe „Nationalsozialistischer Untergrund“ (NSU) zugeordnet werden kann, die in den Jahren zwischen 2000 und 2007 rassistisch motivierte Morde in Deutschland verübt. Zu den ihren Opfern zählen Halit Yozgat, Mehmet Kubasik, Theodoros Boulgarides, Ismail Yasar, Mehmet Turgut, Habil Kilic, Süleyman Tasköprü, Abdurrahim Özüdogru und Enver Simsek.
Aktivisten erinnern vor dem Oberlandesgericht München an die Opfer der NSU-Mordserie: Bei dem Prozess wurde Beate Zschäpe als Mittäterin zu lebenslanger Haft verurteilt. (Quelle: Archivbild/Sachelle Babbar/dpa)
27. Juli 2000: Düsseldorf
Bei einem Attentat auf Zuwanderer aus Osteuropa werden zehn Menschen verletzt, ein ungeborenes Kind stirbt. Der Sprengsatz war an der S-Bahn-Station Wehrhahn befestigt. Das Landgericht spricht einen Verdächtigen mit Kontakten in die rechte Szene wegen „dürftiger Beweislage“ Mitte 2018 frei. Bis heute ist nicht geklärt, wer für die Tat verantwortlich war.
29. Mai 1993: Solingen
Bei einem Brandanschlag auf das Haus einer türkischen Großfamilie werden fünf Frauen und Mädchen getötet, 14 Menschen verletzt. Die vier Täter aus der Solinger Neonaziszene werden wegen Mordes verurteilt.
Feuerwehrleute im Mai 1993 vor dem ausgebrannten Haus in Solingen: Bei dem rassistischen Brandanschlag kamen fünf Frauen und Mädchen ums Leben. (Quelle: Archivbild/Roland Weihrauch/AP/dpa)
22. November 1992: Mölln
Neonazis setzen ein von Türken bewohntes Haus in der schleswig-holsteinischen Stadt in Flammen. Drei Frauen sterben. Ein Täter muss lebenslänglich in Haft, sein jugendlicher Komplize zehn Jahre.
22-26 August 1992: Ausschreitungen in Rostock-Lichtenhagen
Im August 1992 versammeln sich Randalierer in der Nähe der Zentralen Aufnahmestelle für Asylbewerber (ZAst) und dem Wohnheim für ehemalige vietnamesische Vertragsarbeiter (Das Sonnenblumenhaus). Sie beginnen, ausländische Menschen, die sich vor dem Sonnenblumenhaus aufhielten, mit Steinen zu bewerfen. In den folgenden Nächten kommen immer mehr Gewalttätige, die sich an den Ausschreitungen gegen die ausländischen Menschen oder an Attacken gegen die Polizei beteiligten.
Am dritten Tag der Angriffe, am 24. August, wird die Zentrale Aufnahmestelle evakuiert. In dieser Nacht fliegen wieder Steine und auch Molotowcocktails in das angrenzende Wohnheim. Die vietnamesischen Familien konnen auf das Dach des Hauses fliehen. Auf dem Höhepunkt der Auseinandersetzungen zieht sich die Polizei zeitweise völlig zurück, und die im brennenden Haus Eingeschlossenen sind schutzlos sich selbst überlassen. Den rassistischen Ausschreitungen ist eine hitzige öffentliche Debatte über Zuwanderung vorausgegangen. In der Folge schränkt der Bundestag das Grundrecht auf Asyl ein.
Eine detaillierte Chronologie ist hier zu lesen: https://www.ndr.de/geschichte/schauplaetze/Chronologie-der-Krawalle-in-Rostock-Lichtenhagen,lichtenhagen161.html
26. September 1980: München
Bei einer Bombenexplosion sterben am Haupteingang des Oktoberfestes in München zwölf Menschen. 213 Personen werden verletzt. Der mutmaßliche Attentäter, der beim Anschlag ums Leben kommt, war zeitweise Anhänger der neonazistischen Wehrsportgruppe Hoffmann. 2014 nimmt der Generalbundesanwalt die Ermittlungen wieder auf, um zu klären, ob es weitere Mittäter gibt.
13. Februar 1970: München
Sieben Menschen sterben bei einem nächtlichen Brandanschlag auf das Altenheim der Israelitischen Kultusgemeinde.
*Mit Infos von AFP, dpa, rew , df,Wikipedia und www.bpb.de