Im vergangenen Monat hatte Phillip Schniederkötter  und das Team der politischen Bildung die Gelegenheit, eine Vielzahl von Teilnehmer*rinnen bei ihrer ersten Gedenkstättenfahrt nach Polen zu begleiten. Etwa 170 Jugendliche hatten sich für diese Fahrt freiwillig angemeldet. Das Hauptziel dieser Gedenkstättenfahrt bestand nicht nur darin, das Wissen über die Zeit des Nationalsozialismus zu vertiefen, sondern vor allem auch einen Reflexionsprozess anzuregen, der durch geführte Besichtigungen historisch bedeutsamer Gedenkstätten angestoßen werden sollte. In dieser Funktion standen wir als Ansprechpartner für die Teilnehmer*innen zur Verfügung. 

Unsere Reise begann am 14. März, als wir uns per Reisebus auf den Weg nach Krakau machten. Nach einer 13-stündigen Fahrt kamen wir an unserem ersten Ziel an: Schindlers Fabrik. Dort sammelten wir wichtige Eindrücke von der ehemaligen Produktionsstätte verschiedener Metall- und Emaillewaren, in der jüdische Arbeiter*innen angestellt waren. Hier rettete Oskar Schindler mehr als 1.200 Juden und Jüdinnen vor der Ermordung. Durch die interaktive Gestaltung der Führung war es den Teilnehmer*innen möglich, einen Einblick in die schwierige Lebensrealität jüdischen Lebens zur NS-Zeit zu gewinnen. Direkt im Anschluss konnten wir in Begleitung unserer Reiseleiterin das ehemalige jüdische Viertel „Podgorze“ besichtigen. Besonders die Fragmente der Ghettomauer, welche die jüdische Bevölkerung von dem Rest der Krakauer Bürger*innen isolierte, hinterließen einen bleibenden Eindruck bei den Schülerinnen und Schülern. 

Bereits am nächsten Morgen stand die nächste kurze Reise nach Oswiecim an. Dort erwartete uns ein geführter Aufenthalt im ehemaligen Stammlager, Auschwitz I. Auch das Vernichtungslager Birkenau, Auschwitz II, im naheliegenden Brzezinka bot eine wichtige Möglichkeit, das Ausmaß dieses Vernichtungsapparats zu visualisieren. Neben wichtigen inhaltlichen Eindrücken wurde den Teilnehmer*innen so das Bewusstsein für den Verlust unzähliger Menschenleben nahegelegt. Den Opfern konnten nun Namen und Gesichter zugeordnet werden. 

Die Jugendlichen durften sich zu jeder Zeit mit Fragen an uns wenden, aber auch emotionale Unterstützung in der Verarbeitung der umfassenden und doch beschwerlichen Inhalte lag im Fokus unserer begleitenden Arbeit. 

Der letzte Tag begann ebenfalls mit einer umfangreichen Führung, dieses Mal durch die Krakauer Altstadt und das ehemalige jüdische Viertel „Kazimierz“. Die Teilnehmer*innen durften dort unter anderem die Remuh-Synagoge besuchen. Diese wurde bereits im 15. Jahrhundert erbaut und nach der deutschen Besetzung restauriert, wobei der Innenraum wiederhergestellt wurde. Der inhaltliche Fokus lag an diesem Tag nicht ausschließlich auf dem jüdischen Leben während der Besatzung; den Jugendlichen wurde auch die Historie der polnischen Juden vor und nach diesem Wendepunkt vermittelt. Eine passende abschließende Thematik für das Ende unserer sehr gelungenen und lehrreichen Gedenkstättenfahrt. Am selben Tag stand uns also schon die Rückreise bevor. Mit vielem neuen Wissen und Eindrücken machten sich die Jugendlichen und das IBZ-Team erschöpft, aber dafür aufgeklärter, wieder auf den Weg nach Hause. 

Wir bedanken uns an dieser Stelle bei dem Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL), welcher die Fahrt gefördert hat.
 

Bericht von Lisa Stang – Studentin der Politikwissenschaften und Soziologie an der Universität Bielefeld, und derzeitige Praktikantin bei der Politischen Bildung im IBZ.